Im September 1944 errichtete die SS im Auftrag der Luftwaffe im Ortsteil Springhirsch der Gemeinde Nützen direkt an der jetzigen Bundesstraße 4 ein Konzentrationslager, das KZ-Außenlager Kaltenkirchen. Dieses war eines von 87 Außenlagern des bei Hamburg-Bergedorf gelegenen Konzentrationslagers Neuengamme. Die männlichen Häftlinge mussten schwere Erdarbeiten beim Bau einer für Düsenflieger geeigneten Startbahn und bei der Erweiterung der Infrastruktur des Einsatzflugplatzes verrichten. Die durchschnittlich ca. 500 Häftlinge lebten, gesichert durch einen Lagerzaun mit Wachtürmen, in drei Unterkunftsbaracken und einer Sanitärbaracke. Das KZ-Außenlager war durch enge Wirtschaftsbeziehungen mit Kaltenkirchen verbunden, sporadisch marschierten Kolonnen von Häftlingen auf dem Weg vom oder zum Kaltenkirchener Bahnhof durch die Kleinstadt.

Die Häftlinge waren überwiegend Widerstandskämpfer aus der Sowjetunion, Frankreich, Polen, den Niederlanden, Belgien, Deutschland und weiteren Ländern. Die Bewachung übernahmen bis zu 86 an die SS überstellte Wehrmachtssoldaten. Die Kommandanten waren der von der Wehrmacht abgegebene SS-Hauptsturmführer Otto Freyer, ihm nachfolgend Bernhard Waldmann. Die SS, die Luftwaffe und die Bauleitung der Organisation Todt waren verantwortlich für die immer schlechter werdenden Lebensbedingungen der Häftlinge. Diese litten an Hunger, mangelnder Hygiene, unzureichender Kleidung, vermeidbaren Krankheiten, unmenschlich schwerer Arbeit und an permanenter Gewalt. Geschwächte und kranke Häftlinge wurden in das Stammlager Neuengamme geschickt und durch neue, noch arbeitsfähige Häftlinge ersetzt. Nachweisbar ist der Tod von 190 KZ-Häftlingen im KZ-Außenlager Kaltenkirchen. Die Toten wurden in den eigens angelegten Gräberstätten in Moorkaten und Springhirsch, einige auch auf dem Gemeindefriedhof Kaltenkirchen begraben.