Gedenkveranstaltung der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 2021 um 17.30 Uhr an der Gräberstätte für Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Moorkaten

Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die ehemalige Sowjetunion am 22. Juni 1941 war der Beginn eines bis dahin unvorstellbaren Eroberungs- und Vernichtungskriegs, der grenzenloses Leid und Elend verursachte und dem etwa 25 Millionen Sowjetbürger zum Opfer fielen. Das Vorgehen der deutschen Wehrmacht zielte auf die physische Vernichtung der gesellschaftlichen Eliten und der Versklavung der sowjetischen Bevölkerung. Über fünf Millionen sowjetische Soldaten gerieten während des Krieges in deutsche Kriegsgefangenschaft, 3,3 Millionen wurden durch Hunger und Terror ums Leben gebracht, auch in Schleswig-Holstein. Damit waren die sowjetischen Kriegsgefangenen nach den Juden die größte Opfergruppe der deutschen Vernichtungspolitik. Für den mörderischen Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen unter Verantwortung der Wehrmacht bildet hier vor Ort das sogenannte „Stalag (Stammlager) XA Schleswig, Zweiglager Heidkaten“ einen signifikantes Beispiel. Trotz dieser hohen Anzahl an Toten gehören die sowjetischen Kriegsgefangenen bis heute zu den vergessenen Opfern der NS-Massenverbrechen. Bei der Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter*innen wurden sie ausgeschlossen. Der deutsche Bundestag beschloss erst im Jahr 2015 – also 70 Jahre nach Kriegsende – eine finanzielle Entschädigung für die Überlebenden. Nur zwei Jahre hatten die Antragsteller danach Zeit, entsprechende Anträge an den Bund zustellen. Dabei ging es um eine einmalige Zahlung von je 2.500 Euro. 1781 "gültige Anträge" gingen ein, positiv beschieden wurden gerade einmal 1185. Hans-Jürgen Kütbach, Vorsitzender des Trägervereins der KZ-Gedenkstätte, und seine Stellvertreterin, Indre Schmalfeld, konnten immerhin 12 Besucher*innen begrüßen, die den Weg nach Moorakten zu der Gedenkveranstaltung gefunden hatten. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung berichtete Dr. Reimer Möller, Archivleiter der KZGedenkstätte Neuengamme, sehr eindrücklich über neue Forschungsergebnisse zum Lager Heidkaten und zum Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen in Schleswig-Holstein insgesamt. Über die Rolle des Schicksals der sowjetischen Kriegsgefangenen in der westdeutschen und gesamtdeutschen Erinnerungskultur ab den 1990er Jahren hielt Marc Czichy, Leiter der KZGedenkstätte Kaltenkirchen, einen Redebeitrag. Abschließend legten Hans-Jürgen Kütbach, Indre Schmalfeld und Marc Czichy an der Gräberstätte für die sowjetischen Kriegsgefangenen und die Opfer des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen ein Blumengebinde nieder. Die Redebeiträge von Herrn Dr. Möller und von Herrn Czichy können auf der Homepage der KZGedenkstätte Kaltenkirchen eingesehen werden.

HIer die Redebeiträge von Dr. Reimer Möller und von Marc Czichy.

 

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