„Lebenswert? Gesunderhaltung als soziokulturelle Zumutung“
Ein Projekt des Q2-Kurses Darstellendes Spiel des Gymnasiums Kaltenkirchen“
„Corona-Diktatur“ ist eines von zwei Unworten des Jahres 2020. Mit dieser Negativwahl sollte die Verharmlosung von Diktaturen gebrandmarkt werden.
Trotzdem war und ist dieser Begriff gleichermaßen populär und polarisierend. In diesem gesellschaftspolitischen Spannungsfeld hat sich der Q2-Kurs des Darstellenden Spiels am Gymnasium Kaltenkirchen bewegt und erkundet, inwieweit die Pandemie und der Umgang damit tatsächlich eine Zumutung darstellen, wie Gesunderhaltung politisch normiert und politisiert wird, was an der aktuellen Lage historisch ist und wo der historische Vergleich hinkt oder sich auch verbietet.
Eine Exkursion zur „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg, die Sichtung historischer Dokumente von Gedichten und weiteren Selbstzeugnissen von Insassen aus „Euthanasie-Anstalten“ bis hin zu umfangreichen Akten aus den Nürnberger Ärzteprozessen bildeten die Grundlage für eine Annäherung an den Komplex des medizinischen und politisch-ideologischen Umgangs mit dem Begriff „Lebens(un)wert“ vor und nach 1945.
Daraus ergaben sich Diskussionen und produktive Auseinandersetzungen, etwa das intensive Hinterfragen sogenannter „rassenbiologischer Forschung“ oder der medizinethischen Aufarbeitung von in der NS-Zeit begangenen „Euthanasie“-Verbrechen in der Bundesrepublik.
In der darstellerischen Arbeit und der dokumentarischen wie emotionalen Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart haben die Schülerinnen und Schüler verschiedene Perspektiven auf Gesundheit als soziokulturellen Wert und als gesellschaftliche Streitfrage eingenommen. Sie rufen dazu auf, sich zu positionieren, zu informieren und verantwortungsbewusst zu agieren.
Digitale Präsentation
Die Performance „Lebenswert? Gesunderhaltung als soziokulturelle Zumutung“ der Schüler*innen des Kurses „Darstellendes Spiel“ sollte normalerweise am 27. Januar 2021 vor Publikum aufgeführt werden. Bis zuletzt hatten der Trägerverein und die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in enger Kooperation mit dem Gymnasium Kaltenkirchen daran gearbeitet, dass die jährliche Gedenkveranstaltung zum 27. Januar mit Gästen und Besucher*innen in physischer Präsenz durchgeführt werden kann.
Die Verschärfung der Pandemiesituation rund um den Jahreswechsel und die am 05. Januar 2021 von Bund und Ländern verabschiedete Verlängerung des Lockdowns bis zum 31. Januar haben all diese Planungen endgültig hinfällig gemacht. Die Gedenkveranstaltung kann am 27. Januar in dem bekannten Format mit Besucher*innen leider nicht stattfinden.
Wie in den vergangenen Jahren auch sollte im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltung eine Performance von Schüler*innen des Kurses „Darstellendes Spiel“ des Gymnasiums Kaltenkirchen unter der Leitung ihrer Lehrerin, Frau Lehmann-Willenbrock, stehen.
Über diesen Link kann ein 21-minütiger Zusammenschnitt mit Ausschnitten aus der Performance „Lebenswert? Gesunderhaltung als soziokulturelle Zumutung“ angeschaut werden.