Unsere Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden in der Bundesrepublik Deutschland.

Mit Abscheu, Wut und Entrüstung haben wir am Sonntag die Nachricht über den antisemitisch motivierten Angriff auf einen jüdischen Studenten vor der Hamburger Synagoge zur Kenntnis nehmen müssen. Unsere Anteilnahme und unsere Gedanken sind bei dem Opfer, seiner Familie und seinen Freunden. Wir wünschen ihnen für die nächste Zeit viel Kraft und Mut!

Gleichzeitig verurteilen wir diese Gewalttat – nur ein Jahr nach dem Anschlag auf die jüdische Gemeinde in Halle – auf das Schärfste. Erneut ist eine jüdische Gemeinde in Deutschland mit einem gewalttätigen, antisemitischen Terrorakt konfrontiert. Dies ist einmal mehr ein politisches Armutszeugnis und zwar nicht nur für unseren Staat, sondern unsere ganze Gesellschaft, aus der der Täter hervorgegangen ist. Es darf nicht sein, dass Jüdinnen und Juden 75 Jahre nach Kriegsende immer mehr Angst um ihre körperliche Unversehrtheit haben müssen.

Genauso wie die Tat von Halle kann auch der gestrige Anschlag in Hamburg nicht isoliert von den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre betrachtet werden. Rechtsextremistisches Gedankengut rückt leider zunehmend in die Mitte der Gesellschaft. Die roten Linien dessen, was vermeintlich sagbar und tragbar ist, haben sich in starkem Maße verschoben. Antisemitische Angriffe an Schulen und an anderen öffentlichen Orten geschehen fast wöchentlich. Gleichzeitig sind politische und gesellschaftliche Stimmen zu vernehmen, die unsere Gedenk- und Erinnerungskultur in Bezug auf die Shoa und die NS-Gewaltverbrechen insgesamt in Frage stellen. Der Terrorakt von Hamburg ist damit auch ein Angriff auf die demokratische und politische Kultur in der Bundesrepublik und ein Angriff auf den sozialen und demokratischen Zusammenhalt.

Der satzungsgemäße Auftrag des Mahnens hat auch im zwanzigsten Jahr der Existenz unserer Gedenkstätte nichts an Aktualität eingebüßt. Wir fordern den Staat, die Bürgergesellschaft und alle Menschen in unserem Land auf, sich mit uns noch stärker als bisher gegen Rechtsextremismus zu engagieren und Antisemitismus in all seinen Ausformungen zu bekämpfen. Unsere ganze Solidarität gilt der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

Hans-Jürgen Kütbach für den Vorstand des Trägervereins

Zum Vorstand gehören außerdem:
Frauke Greuel, Uta Körby, Indre Schmalfeld, Hans Werner Berens, Dr. Gerhard Braas, Reinhard Bundschuh, Andrew Craston, Dieter Fiesinger, Enno Hasbargen, Olaf Nuckel und Hans-Joachim Wolfram

Die Erklärung wurde auf der Vorstandssitzung des Trägervereins am 05.10.2020 beschlossen und verabschiedet.

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